www.deutsches-marinearchiv.de | Kriegsmarine 1935 - 1945 |
Letzte Änderung: 26.03.2010 |
Flottenbegleiter / Geleitboote
Die Flottenbegleiter wurden ab dem 8.3.37 als Geleitboote bezeichnet
Kiellegungen | 1934 |
Indienststellungen | zwischen 1935 und 1938 |
Bauwerften | F 1 - F 6 : Germaniawerft, Kiel F 7 - F 8 : Blohm & Voss, Hamburg F 9 - F 10: Kriegsmarinewerft, Wilhelmshaven |
Länge | 73,50 m KWL / 75,94 m ü.A. (F1 - 4 u. 6 nach Umbau 38/40: 80,2 m) |
Breite | 8,8 m |
Tiefgang | 2,24 m / 2,59 m |
Tonnage | 712 ts standard / 1.028 ts max. (später 1.147 ts) |
Maschinenanlage | 2 Satz Brown, Boveri & Cie.
Getriebeturbinen 2 La Mont- (F 1 - F 6) oder Benson- (F 7 - F 10) Höchstdruckkessel, je 80 atü |
Leistung | 14.000 PS, erreicht 16.993 WPS |
Geschwindigkeit | 28 kn (nach Umbau 38/40: 26 kn) |
Fahrbereich | 1.995 sm bei 13 kn |
Besatzung | 121 - 145 Mann |
Bewaffnung | 2 x 10,5 cm SK L/45 C 32 in MPL C 32 mit
Schutzschild 4 x 3,7cm Flak SK L/83 C 30 in Doppellafetten C 30 4 x 2 cm FlaMG L/65 C 30 in Einzellafetten 4 Wasserbombenwerfer Ursprünglich vorgesehene Minen: bis zu 62 EMA oder 50 EMC |
Verbleib | siehe Liste unten |
Entwicklung
Der Begriff des Flottenbegleiters war eine Neuschöpfung der Reichsmarine. Sie waren dazu gedacht, schwere Schiffseinheiten, wie z.B. die Panzerschiffe, vor Unterwasser- und Luftangriffen zu schützen. Darüber hinaus waren sie auch als schnelle Minenräumer ausgerüstet, um diesen großen Schiffen ggf. den Weg freizuräumen zu können. Für den Geleitdienst wurden insgesamt 10 Flottenbegleiter gebaut, die während des Krieges unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen hatten.
Die Entwürfe wurden 1932-34 konzipiert und die Schiffe in
den Haushalt 1934 eingeplant. Die Antriebsanlagen sollten als Versuchsausführungen
für die künftigen Hochdruckheißdampfantriebsanlagen der Zerstörer dienen.
Die Antriebsanlage war jedoch sehr störanfällig, so dass viele Reparaturen in
der Werft erforderlich waren. Ein weiteres Problem bestand in der Topplastigkeit
des Schiffes sowie in den schlechten Seeeigenschaften. Schlingerwinkel und
Schlingerperioden waren so schlecht, dass bei etwas höherem Seegang die
Minensuch-/Minenräumgeräte (im Gegensatz zu den alten Weltkriegsbooten!) nicht
mehr eingesetzt werden konnten.
Darüber hinaus waren Geschwindigkeit, Länge und Tiefgang zu gering und die
Boote waren zu weich in den Verbänden, so dass die Rohrleitungen in
Mitleidenschaft gezogen wurden. Die häufigen Werftliegezeiten verschafften den
Geleitbooten den Spitznamen "Bahnhofsflottille", denn die Boote lagen
in der Kieler Werft in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes. Wegen den hohen
Ausfallzeiten wurden die beiden Geleitflottillen am 29.10.38 in Cuxhaven zu
einer zusammengefasst.
Die erste Bauform bewährte sich wegen der aufgeführten Mängel nicht, so dass Umbauten erforderlich waren. Durch diese Umbauten verlängerten sich die Schiffe auf 80,2 m, die Tonnage stieg z.T. auf 1.147 ts.
Einsatzplanung:
Bereits 1938 wurde klar, dass die Flottenbegleiter niemals
die schweren Einheiten schützen könnten. Der Bootstyp wurde für
Geleitaufgaben als ungeeignet eingestuft. Ausschlaggebend hierfür waren die zu
geringe Reichweite, die schlechten Seeeigenschaften und der unzuverlässige
Antrieb.
Man suchte daher nach anderen Verwendungen. Als Einsatzzweck schien der von
Minensuchbooten geeignet zu sein. Die schlechten Manövriereigenschaften ließen
jedoch keinen paarweisen Einsatz als Markierungsbojenboote zu. Der Einsatz mit
250 - 300 m langen Räumleinen - mit Otterleitgerät OGG oder Otterräumgerät
ORG - erschien jedoch möglich. Insgesamt wurden die Boote für den Einsatz als
Minesuchboot nur als bedingt einsetzbar eingestuft.
Bei der möglichen Verwendung als Flakträger bemängelte man die unruhigen
Seeeigenschaften.
Eine weitere Möglichkeit bestand im Einsatz als U-Boot-Jäger. Hierfür fehlten
jedoch die entsprechenden Ortungsgeräte.
Die Geleitflottille wurde schließlich am 1.4.1940 aufgelöst. Da die Boote nicht geschlossen eingesetzt werden konnten, fanden sie Verwendung in den verschiedensten Funktionen. F1 , F 3 und F 6 wurden zu Flottentendern bzw. Führerbooten umgebaut. Sie erhielten die Namen Jagd, Hai und Königin Luise, während die übrigen sechs Boote die alte Bezeichnung behielten. F 2, F 4 , F 7, F 8 und F 10 wurden als Torpedofangboote eingesetzt und übernahmen bei der U-Boot-Ausbildung eine wichtige Rolle. F 5 wurde dem Sperrwaffen-Versuchskommando als Versuchsboot zugeteilt. F 9 sank als Geleitboot am 14.12.39 nach Torpedotreffer.
Die Flottenbegleiter F 1 - F 10
Name | Indienststellung | Außerdienststellung | Verlust / Verbleib |
F 1 - Jagd | 15.12.35 | __.05.45 | US-Beute, GM/SA |
F 2 | 27.02.36 | __.05.45 | brit. Beute |
F 3 - Königin Luise, Hai | 07.03.36 | 03.05.45 | in Kiel nach Bombentreffern gesunken |
F 4 | 05.04.36 | __.05.45 | brit. Beute |
F 5 | 01.05.36 | 29.01.45 | Minentreffer nördl. Swinemünde |
F 6 - Königin Luise | 25.06.36 | 05.10.43 | Außerdienststellung |
F 7 | 15.02.37 | __.05.45 | sowj. Beute |
F 8 | 08.04.37 | __.05.45 | brit. Beute |
F 9 | 21.08.37 | 14.12.39 | vor Helgoland Torpedotreffer durch brit. U-Boot Ursula |
F 10 | 12.03.38 | __.05.45 | brit. Beute |
Weiterführende Literatur:
Breyer, Siegfried: Flottentorpedoboote und Flottenbegleiter, Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim (Hauptquelle)
Gröner, Erich: Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und ihr Verbleib 1939-1945, J.F.Lehmanns Verlag München, 1976
Hildebrand, Hans H. / Röhr, Albert / Steinmetz, Hans-Otto: Die deutschen Kriegsschiffe, 10 Bände, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg
Mallmann-Showell, J.P.: Das Buch der deutschen Kriegsmarine 1939 - 1945, Motorbuch Verlag Stuttgart, 1982
Witthöft, Hans Jürgen: Lexikon zur deutschen Marinegeschichte, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1977