www.deutsches-marinearchiv.de   Letzte Änderung: 29.01.2010
 

Panzerschiff

Admiral Graf Spee

 

Die Admiral Graf Spee war nach der Deutschland und der Admiral Scheer das dritte und letzte der neuen Panzerschiffe. Es diente zunächst als Flottenflaggschiff und war während des Spanischen Bürgerkrieges im Mittelmeer im Rahmen der internationalen Seeüberwachung im Einsatz. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Admiral Graf Spee im Atlantik unterwegs, um die alliierte Handelsschifffahrt zu stören. Nach erfolgreichem Kaperkrieg traf das Schiff am 13.12.39 auf eine Kampfgruppe, bestehend aus drei Kreuzern. Alle vier Schiffe trugen in der Seeschlacht Schäden davon. Insgesamt fielen 108 Soldaten. Nach einer kurzen Liegezeit in Montevideo befahl der Kommandant der Admiral Graf Spee, Kapitän zur See Hans Langsdorff, die Selbstversenkung in der La Plata-Mündung. Ein Durchbruch in die Heimat erschien ihm angesichts der knappen Munitionsvorräte und der erlittenen Schäden als kaum möglich. Zudem sah er sich überlegenen feindlichen Seestreitkräften gegenüber. Er selber überlebte sein Schiff nur um wenige Tage. Am 20.12. wählte er den Freitod.


Die technischen Daten

Bauauftrag 23.08.1932
Kiellegung 01.10.1932
Stapellauf 30.06.1934
Indienststellung 06.01.1936
Typschiff Deutschland
Bauwerft Reichsmarinewerft Wilhelmshaven
Länge (ü.A. / KWL) 188 m / 181,7 m
Breite 21,65 m
Tiefgang 7,34 m
Tonnage (Typ/Max.) 12.340 ts / 16.320 ts
Maschinenanlage MAN-Dieselmotoren
Leistung 54.000 PS
Geschwindigkeit 28,5 kn
Fahrbereich 8.900 sm bei 20 kn
Panzerung Türme, Stirnwand 140 mm
Türme, Decke 90 - 105 mm
Türme, Seiten 75-85 mm
Türme, Rückwand 170 mm
15-cm-Türme, Schutzschild 10 mm
Panzerquerschott 100 mm
Splitterlängsschott 40 mm
Torpedoschott 40 mm
Panzerdeck bis 40 mm
vorderer Kommandostand, Decke 50 mm
vorderer Kommandostand, Seiten 150 mm
Bereich Zitadelle 50 - 80 mm
Bewaffnung 6 x 28 cm-SK L/52 C 28 in Drillingstürmen
8 x 15,0 cm-SK L/55 C 28
6 x 10,5 cm-Flak L/65 C 33 in Doppellafette
8 x 3,7 cm-Flak L/83 C 30 in Doppellafette
12 x 2,0 cm-Flak
8 x 53,3 cm-Torpedorohre in Vierersätzen
2 Arado Ar 196 - Bordflugzeuge
Besatzung 951 bis 1.150 Mann (davon 30 Offiziere)
Kommandanten 06.01.36 - 01.10.37  Kpt.z.S. Conrad Patzig
02.10.37 - 31.10.38  Kpt.z.S. Walter Warzecha
01.11.38 - 17.12.39  Kpt.z.S. Hans Langsdorff
Verbleib 17.12.39 Selbstversenkung Rio de la Plata
 

 


Namensherkunft:

Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee (22.06.1861 - 08.12.1914)

Das Panzerschiff wurde nach Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee benannt, der bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges den Befehl über das deutsche Ostasiengeschwader inne hatte.

Graf von Spee wurde am 22.06.1861 in Kopenhagen geboren und siegte am 1.11.1914 an der Westküste Südamerikas bei Coronel über ein britisches Kreuzergeschwader. Die Panzerkreuzer Good Hope und Monmouth wurden dabei versenkt.
Beim Vorstoß zu den Falklandinseln kam es dort am 8.12.1914 zu einem weiteren Seegefecht. Die deutschen Panzerkreuzer Scharnhorst und Gneisenau sowie die Kleinen Kreuzer Nürnberg und Leipzig wurden alle durch einen übermächtigen Gegner versenkt. Nur der Kleine Kreuzer Dresden konnte entkommen. Graf von Spee starb auf seinem Flaggschiff. Insgesamt fielen über 2.000 deutsche Soldaten.


 

Die Besatzung

Allgemeines:

Die Besatzungsstärke wechselte während der Dienstzeit des Schiffes.
Es waren etwa 951 bis 1.150 Mann (davon 30 Offiziere).

 

Die Kommandanten:

Kpt.z.S. Conrad Patzig

geb. 24.05.1888 in Marienburg / Westpreußen
gest. 01.12.1975 in Hamburg

03.04.07  Eintritt in die Kaiserliche Marine
06.01.36 - 01.10.37  Kdt. Admiral Graf Spee
01.11.37  Konteradmiral
04.10.37 - 31.10.42  Chef des Marinepersonalamtes im OKM
01.01.40  Vizeadmiral
01.04.42  Admiral
01.11.42 - 31.03.43  z.Vfg. des OB.d.M.
22.03.43  Deutsches Kreuz in Silber
31.03.43  Verabschiedung

31.08.55 - 25.11.57  Mitglied im Personalgutachterausschuss für die Einstellung höherer Offiziere in der Bundesmarine

 

Kpt.z.S. Walter Warzecha

geb. 23.05.1891 Schwiebus / Brandenburg
gest. 30.08.1956 in Hamburg

01.04.09  Eintritt in die Kaiserliche Marine
02.10.37 - 31.10.38  Kdt. Admiral Graf Spee
01.11.38  Konteradmiral
01.11.38 - 31.08.42  Chef des Marinewehramtes
15.11.39 - 30.04.44  Chef des Allgemeinen Marinehauptamtes
01.01.41  Vizeadmiral
01.04.42  Admiral
30.01.43  Deutsches Kreuz in Silber
01.03.44  Generaladmiral
01.05.44 - 22.07.45  Chef der Kriegsmarinewehr
25.01.45  Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz

 

Kpt.z.S. Hans Langsdorff

geb. 20.03.1894  in Bergen /Rügen
gest. 20.12.1939 in Buenos Aires Freitod

__.08.36 - 31.10.38  1.Admiralstabsoffizier im Flottenkommando
01.01.37  Kapitän zur See
01.11.38 - 17.12.39  Kdt. Admiral Graf Spee

 

Die Offiziere im Herbst 1939

I.Offizier:

I.Artillerie-Offizier: KKpt. Paul Ascher

II.Artillerie-Offizier

Leitender Ingenieur:

ferner:
- OLt.z.S. F.W. Rasenack (verfaßte ein Buch über die Admiral Graf Spee)

 

(I.O. und I.AO erhalten am 05.12.39 das E.K. I und werden befördert)

 

Die Gefallenen:

26.08.39: 1 Mann wird über Bord gespült
Oberbootsmaat Matzker

13.12.39: 36 Tote, 59 (oder 60) Verwundete bei Gefecht

 

20.12.39: Freitod des Kommandanten
Kpt.z.S. Hans Langsdorff

 

 


Die Einsatzgeschichte

Chronik

23.08.32  Bauauftrag an die Reichsmarinewerft Wilhelmshaven

01.10.32  Kiellegung

30.06.34  Stapellauf

06.01.36  Indienststellung durch Kpt.z.S. Konrad Patzig
Die Baukosten betrugen 82 Millionen Reichsmark

02.10.37  Kpt.z.S. Walter Warzecha wird Kommandant

01.11.38  Kpt.z.S. Hans Langsdorff wird Kommandant

30.09.39  Der brit. Dampfer Clement (5.051 BRT) wird versenkt

05.10.39  Der brit. Dampfer Newton Beach (4.600 BRT) wird als Prise genommen und am 8.10. versenkt

07.10.39  Der brit. Dampfer Ashlea (4.222 BRT) wird versenkt.

10.10.39  Der brit. Dampfer Huntsman (8.300 BRT) wird auf 08°13' S / 08°28' W gekapert und am 17.10. versenkt

22.10.39  Der brit. Dampfer Trevanion (5.321 BRT) wird versenkt

15.11.39  Der brit. Tanker Africa Shell (706 BRT) wird im Indischen Ozean versenkt

02.12.39  Der brit. Dampfer Doric Star (10.100 BRT) wird auf 19°15' S / 05°05' O versenkt

03.12.39  Der brit. Dampfer Tairoa (7.983 BRT) wird auf 21°38' S / 03°13' W versenkt

05.12.39  Der I.Offizier und der I.AO erhalten das E.K. I und werden befördert

07.12.39  Der brit. Dampfer Streonshall (3.895 BRT) wird auf 25°00' S / 27°50' W versenkt

13.12.39  Seegefecht mit den drei Kreuzern Exeter, Achilles und Ajax

Einlaufen in Montevideo

17.12.39  Selbstversenkung der Admiral Graf Spee und Internierung der Besatzung in Argentinien

20.12.39  Freitod des Kommandanten

Februar 2004  Beginn der Hebung des Wracks

 


Versenkungserfolge

Datum Ort Name Nation / Typ

BRT

Bemerkungen
30.09.39   Clement brit. Dampfer 5.051 BRT versenkt
05.10.39   Newton Beach brit. Dampfer 4.600 BRT Prise, 8.10. versenkt
07.10.39   Ashlea brit. Dampfer 4.222 BRT versenkt
10.10.39 08°13' S / 08°28' W Huntsman brit. Dampfer 8.300 BRT Prise, 17.10. versenkt
22.10.39   Trevanion brit. Dampfer 5.321 BRT versenkt
15.11.39   Africa Shell brit. Tanker 706 BRT versenkt
02.12.39 19°15' S / 05°05' O Doric Star brit. Dampfer 10.100 BRT versenkt
03.12.39 21°38' S / 03°13' W Tairoa brit. Dampfer 7.983 BRT versenkt
07.12.39 25°00' S / 27°50' W Streonshall brit. Dampfer 3.895 BRT versenkt

Insgesamt 9 Handelsschiffe mit 50.178 BRT

Anmerkung: In der Literatur sind unterschiedliche Tonnageangaben zu finden. Sie schwanken zwischen 55.430 und 49.921 BRT. Diese Angaben stammen aus dem Buch von F.W. Rasenack.


Gegenüberstellung der Gegner am 13.12.39

  Admiral Graf Spee Exeter Achilles Ajax
  Panzerschiff Schwerer Kreuzer Leichter Kreuzer Leichter Kreuzer
Tonnage 12.100 8.390 7.030 6.985
Geschw. 28 kn 32,2 kn 32,5 kn 32,5 kn
Artillerie 6 x 28 cm
8 x 15 cm
6 x 10,5 cm
6 x 20,3 cm
8 x 10,2 cm
8 x 15,2 cm
8 x 10,2 cm
8 x 15,2 cm
8 x 10,2 cm

Torpedowaffe

8 Torpedorohre 6 Torpedorohre 8 Torpedorohre 8 Torpedorohre
Besatzung 1.150 650 550 550
Tote
Verwundete
36
60
61
23
4
0
7
5

 


Schadensliste Admiral Graf Spee (Treffer am 13.12.39)

III.Backbordgeschütz 15 cm
Stb. Fockmastgerät
Vorderer Fla-Leitstand
Vordere 15 -cm Munitionsaufzüge
I.Flak-Geschütz
rechtes Rohr II.Flak-Geschütz
Vormars E-Meßgerät
Alle Maschinenwaffen
elektr. Antrieb Vormarsdrehhaube
Frischwassererzeuger
Ölreinigungsanlage
Schornsteinunterbau


Einsatzgeschichte

30.09.39 Der brit. Dampfer Clement (5.051 BRT) wird angehalten und versenkt. Die Royal Navy entsendet daraufhin mehrere Aufklärungsgruppen in den Südatlantik, um das deutsche Panzerschiff zu jagen.

Bei den Angriffen auf die Handelsschiffe wählt Langsdorff folgende Taktik: Das Bordflugzeug startet und weist das feindliche Schiff an, sofort die Maschinen zu stoppen und den Funkverkehr zu unterlassen. Werden diese Aufforderungen nicht erfüllt, nimmt das Flugzeug die Brücke unter Beschuß. Anschließend erhält die Besatzung die Gelegenheit in die Rettungsboote zu gehen. Erst dann wird das Schiff beschossen und versenkt.

Auf der Dampferroute Kapstadt - Freetown werden in der Folgezeit aufgebracht bzw. versenkt:
05.10.39 der brit. Dampfer Newton Beach (4.651 BRT) wird aufgebracht (am 8.10. versenkt). Auf diesem Frachter fallen Kapitän zur See Langsdorff wichtige nachrichtendienstliche Unterlagen über die britischen Schiffsrouten in die Hände, die das weitere Vorgehen der Admiral Graf Spee erleichtern.
07.10.39 der brit. Dampfer  Ashlea (4.222 BRT) wird versenkt
10.10.39 der brit. Dampfer Huntsman (8.196 BRT) wird aufgebracht (am 17.10. versenkt)
22.10.39 das brit. Motorschiff Trevanion (5.299 BRT) wird versenkt

Diese und die folgenden Erfolge sind auf eine clevere Kriegsführung zurückzuführen. Der Kommandant arbeitet mit einigen Tricks um die Identität seines Schiffes zu verbergen. Zeitweise führt das Schiff am Heck den Namen Admiral Scheer, so daß das Vorhandensein eines weiteren Panzerschiffes vorgetäuscht wird. Eine Geschützturmattrappe über dem vorderen Geschützturm soll zu Verwechselungen mit einem britischen Kreuzertyp führen. Eine angemalte Bugwelle soll Beobachter über die wahre Geschwindigkeit im Unklaren lassen. Bei der Annäherung wird eine falsche Flagge gehißt, die erst vor Feuereröffnung gegen die Reichskriegsflagge ausgewechselt wird. Von den aufgebrachten Schiffen werden falsche Funksprüche abgegeben, um z.B. einen U-Boot-Angriff vorzutäuschen.

04.11. -19.11.39 Operation im Indischen Ozean:
15.11.39 den Motortanker Africa Shell (700 BRT) wird versenkt

Weitere Erfolge folgen im Südatlantik:
02.12.39 der brit. Dampfer Doric Star (10.086 BRT) wird versenkt. Das Schiff kann aber noch vorher funken.
03.12.39 das brit. Kühlschiff Tairoa (7.983 BRT) wird versenkt. Auch dieses Schiff konnte noch funken und gab den Kurs der Admiral Graf Spee durch.

06.12.39 Treffen der Admiral Graf Spee mit dem Troßschiff Altmark (Kapitän Dau) auf 25,5° S, 24,5° W - neunte und letzte Übernahme von Betriebsstoff.
Es folgt ein Vorstoß nach Südwesten zum La Plata. Kpt.z.S. Langsdorff beabsichtigt den Rückmarsch anzutreten und will vorher den Gegner über seine wahren Absichten täuschen. Die Briten sollen glauben, daß er um Kap Horn in den Pazifik vorstoßen will.

07.12.39 der brit. Dampfer Streonshall (3.895 BRT) wird angehalten und versenkt.

Inzwischen unternimmt die britische Marine alle Anstrengungen, das Panzerschiff, von dem sie noch nicht einmal den Namen sicher kennen, aufzufinden und zu versenken. Nach den Funksprüchen ergibt sich ein grobes Bild, wo sich das Panzerschiff befinden könnte. Commodore Harwood, der die Force G befehligt, hat drei mögliche Ziele zur Auswahl: zunächst könnte Langsdorff in Richtung der Falkland-Inseln vorstoßen. Eine andere Möglichkeit wäre die Küste vor Rio und die wahrscheinlichste hielt er für den Seeraum vor dem Rio de la Plata. Dorthin fährt er mit drei Schiffen, während er die Cumberland bei den Falkland-Inseln positioniert.

Über Funk erhält Kpt.z.S. Langsdorff aus Berlin eine Meldung, daß am 10. Dezember vier britische Frachter den Hafen von Montevideo verlassen sollen. Diese Beute will sich der Kommandant nicht entgehen lassen. Allerdings verläßt ihn in diesen Tagen das Kriegsglück. Die Bordflugzeuge haben wegen den Landungen im Salzwasser einen hohen Verschleiß an Motor-Ersatzteilen. Gerade zu dieser Zeit gehen wichtige Teile aus, so daß die wichtige Seeaufklärung nicht erfolgen kann.

13.12.39 Die Admiral Graf Spee stößt auf einen britischen Kreuzerverband unter Commodore Henry Harwood. Es handelt sich um drei Schiffe: den Schweren Kreuzer Exeter, den Leichten Kreuzer Ajax und den neuseeländischen Leichten Kreuzer Achilles.  Während des Gefechtes kann die Admiral Graf Spee die Exeter schwer beschädigen, die daraufhin abdreht, um der drohenden Versenkung zu entkommen. Achilles und Ajax decken den Rückzug und erhalten ebenfalls Treffer. Aber auch die Admiral Graf Spee wurde 20 x  getroffen. 36 Mann waren gefallen und folgende Schäden erforderten eine Reparatur in einem Hafen:
- Loch in der Bordwand
- Bäckerei und Küche getroffen
- Ölaufbereitungsanlage beschädigt worden, ohne die ein Rückmarsch nach Deutschland unmöglich war. Dauer 2 Wochen!
-
- , .... (Schäden auflisten)

Das Panzerschiff läuft daraufhin Montevideo an, um die Reparaturen durchzuführen.

Am 14.12.39 werden die Ereignisse im Wehrmachtsbericht genannt:
Das Panzerschiff Admiral Graf Spee, eines der seit Kriegsausbruch in den atlantischen Gewässern operierenden Kriegsschiffe, stieß gegen den Geleitzugweg La Plata - Europäische Gewässer vor und versenkte die britischen Damper Tairoa (7983 BRT) und Streonshall (3895 BRT). Hierbei kam das Panzerschiff in Gefechtsberührung mit dem schweren englischen Kreuzer Exeter und den leichten Kreuzern Ajax und Achilles. Bei dem Gefecht gelang es dem Panzerschiff, den zahlenmäßig überlegenen feindlichen Streitkräften schweren Schaden zuzufügen. Exeter mußte sich nach schweren Treffern aus dem Gefecht zurückziehen. Einer der leichten Kreuzer wurde gleichfalls schwer beschädigt. Das Panzerschiff Admiral Graf Spee erhielt seinerseits einige Treffer. Zur Zeit befindet es sich in dem Hafen von Montevideo (Uruguay).

Der britische Botschafter in Montevideo setzt zunächst die Regierung von Uruguay unter Druck und fordert, daß das deutsche Panzerschiff den Hafen innerhalb von 72 Stunden wieder verlassen müsse. Andernfalls sollte das Schiff interniert werden. Später erhält er gegenteilige Anweisung, denn die Briten wollen das Schiff so lange im Hafen halten, bis vor der Küste genügend britische Schiffe vorhanden sind, die es mit der Admiral Graf Spee aufnehmen können. Nach dem internationalen Seerecht darf kein gegnerisches Kriegsschiff einen neutralen Hafen verlassen, wenn in den letzten 24 Stunden vorher ein Handelsschiff der Gegenseite diesen erst verlassen hatte. So sorgte der Botschafter dafür, daß jeden Tag ein britisches Handelsschiff den Hafen verläßt und verhindert somit das Auslaufen des deutschen Panzerschiffes.

Die Deutschen sind in der Zwickmühle. Wenn man alle Schäden repariert, ist ein Durchbruch in die Heimat möglich. Allerdings sehen sie sich dann überlegenen Feindkräften gegenüber. Läuft man schnell aus, so können wichtige Reparaturen nicht erledigt werden, so daß eine Heimkehr kaum möglich ist. Erschwerend kommt hinzu, daß der größte Teil der Munition bereits verbraucht ist. Ein größeres Gefecht würde unweigerlich zur Versenkung des Schiffes führen. In dieser Lage bittet Kpt.z.S. Langsdorff aus Berlin um Anweisungen. Ihm bleibt freier Ermessensspielraum. Nur eine Internierung wird ausdrücklich untersagt.

17.12.39 Die Admiral Graf Spee verläßt um 18:15 Uhr - zusammen mit dem deutschen Handesschiff Tacoma - Montevideo. Tausende Schaulustige stehen am Pier. Zunächst unbemerkt wird ein Teil der Besatzung von argentinischen Schleppern auf die Tacoma gebracht, während man überall im Schiff Sprengladungen montiert. Nachdem die letzten Besatzungsmitglieder die Tacoma erreichen, detonieren um19:52 Uhr die Sprengladungen. Das Panzerschiff sinkt in der La Plata-Mündung im flachen Wasser, so daß große Teile des Schiffes über Wasser bleiben.

Die Besatzung der Admiral Graf Spee wird in Argentinien interniert. Am folgenden Tag schreibt Hans Langsdorff einen Brief an den deutschen Botschafter:
"Eure Exzellenz, nach langem ringen traf ich die schwere Entscheidung das Westentaschenschlachtschiff Graf Spee zu versenken um zu verhindern, daß es in Feindeshand fällt. Ich bin davon überzeugt, daß mir unter den gegebenen Umständen keine andere Möglichkeit blieb nachdem ich mein Schiff in die Falle von Montevideo geführt hatte. Nach der wenigen verbleibenden Munition war jeder Versuch mir einen Weg auf das offene Meer zu erkämpfen zum scheitern verurteilt."

Wenige Zeit später erschießt sich Kapitän zur See Hans Langsdorff auf der Flagge, die bis zum Ende über seinem Schiff geweht hatte. Sein Leichnam wird von der Besatzung
der Admiral Graf Spee in Buenos Aires mit militärischen Ehren beigesetzt.

Das Panzerschiff Admiral Graf Spee versenkte auf seiner Feindfahrt insgesamt 9 Handelsschiffe mit zusammen 50.089 BRT. Keines der Schiffe hatte Verluste zu beklagen, da Kpt.z.S. Langsdorff immer wartete, bis alle Menschen das Schiff verlassen hatten. Die Gefangenen wurden an Bord des Panzerschiffes auch bestmöglich versorgt. Von einem Schiff ließ der Kommandant sogar Reis- und Ölvorräte herüberholen, damit die gefangene Besatzung, die zum größten Teil aus Hindus bestand, ihre heimischen Mahlzeiten zubereiten konnten.

Der Wehrmachtsbericht am 18.12.39 meldete:
Das Panzerschiff Admiral Graf Spee hat die zur Wiederherstellung seiner Seefähigkeit benötigte Frist von der uruguayischen Regierung nicht bekommen. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat deshalb dem Kommandanten den Befehl gegeben, das Panzerschiff außerhalb der Hoheitsgewässer selbst zu sprengen und zu vernichten. Dies ist am 17. Dezember gegen 20 Uhr geschehen.

 

 


Bericht eines Gast-Autors:

Die Fahrt der Admiral Graf Spee

13.12.39 Die Schlacht vor dem Rio de la Plata
17.12.39 Die Selbstversenkung der Admiral Graf Spee

von Mario Golze

 

Ende 1939 kam es im Südatlantik zu einem bedeutsamen Seegefecht zwischen dem Panzerschiff Admiral Graf Spee unter Kommandant Kapitän zur See Hans Langsdorff und einem britischen Kreuzerverband unter Kommodore Henry H. Harwood.
Aufgrund des Versailler Vertrages von 1919 war der deutschen Marine nur der Besitz von acht veralteten Linienschiffen erlaubt. Jedoch durften diese nach einer Dienstzeit von 20 Jahren durch Neubauten ersetzt werden, die jedoch eine Höchstgrenze von 10.000 t nicht überschreiten durften. Bereits kurz nach dem Krieg begannen die ersten Entwurfsarbeiten für diese Ersatzbauten, die jedoch nicht befriedigend ausfielen. Aufgrund der geringen Größe musste entweder an der Bewaffnung, an der Panzerung oder am Antrieb gespart werden. Dadurch waren diese Schiffe jedem denkbaren Gegner unterlegen.

Erst nachdem Mitte der zwanziger Jahre durch den Einbau eines Dieselantriebs eine bedeutende Erhöhung der Fahrstrecke möglich wurde, entschied man sich für einen schnellen und stark bewaffneten Typ, der allen stärkeren Schiffen entkommen konnte und allen schnelleren Schiffen artilleristisch überlegen war. Daraufhin wurde 1929 das Panzerschiff Deutschland (Ersatz Preußen), 1931 die Admiral Scheer ( Ersatz Lothringen) und 1932 die Admiral Graf Spee (Ersatz Braunschweig) in Auftrag gegeben. Alle drei besaßen als Hauptbewaffnung sechs 28 cm Geschütze in zwei Drillingstürmen und erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von über 28 Knoten. Damit gab es auf der ganzen Welt nur drei Schiffen die Ihnen gefährlich werden konnten, der britischen Schlachtkreuzer Hood (acht 38,1 cm Geschütze, 31 Knoten) und die britischen Schlachtkreuzer Renown und Repulse (sechs 38,1 cm Geschütze, 30 Knoten). Die vier japanischen Schlachtkreuzer der Kongo-Klasse wurden als Gegner nicht in Betracht gezogen. Im Ausland wurden die Panzerschiffe zunächst spöttisch Pocketbattleship (Westentaschenschlachtschiff ) genannt.

Am 21.August 1939, noch vor Kriegsausbruch, lief die Admiral Graf Spee aus Wilhelmshaven mit Kurs Südatlantik aus, um dort auf Warteposition zu gehen. Erst am 26. September erfolgte die Freigabe der Operationen an die Graf Spee und die Deutschland, die im Nordatlantik operierte. Vom 30.September bis zum 7.Dezember 1939 gelang es der Graf Spee, insgesamt acht Schiffe mit einer Gesamttonnage von 50.171 BRT zu versenken. Da es trotz der Täuschungsmaßnahmen der Graf Spee einigen Schiffen noch gelungen war, einen Notruf per Funk abzusetzen, war die britische Admiralität über die Anwesenheit eines Handelsstörers im Südatlantik informiert. Zur Suche wurden acht Gruppen mit insgesamt vier Schlachtschiffen, fünf Flugzeugträgern, zehn Schweren und fünf Leichten Kreuzern eingesetzt. Die Graf Spee änderte jedoch nach jedem Versenkungserfolg ihr Operationsgebiet und entkam dadurch jedes Mal ihren Verfolgern.

Eine dieser Gruppen, die Force G, die vor der südamerikanischen Ostküste operierte, bestand aus dem britischen Schweren Kreuzer Exeter (Captain Bell), dem britischen Leichten Kreuzer Ajax (Captain Woodhouse ) und dem neuseeländischen Leichten Kreuzer Achilles (Captain Parry ). Der Schwere Kreuzer Cumberland, der ebenfalls zu dieser Kampfgruppe gehörte, befand sich gerade zu Reparaturarbeiten im Stützpunkt auf den Falklandinseln. Nach der Versenkung des englischen Handelsschiffes Steonshalth am 07. Dezember erwartete der Flottillenchef (Kommodore Harwood), daß das unbekannte Panzerschiff entweder zurück in die Heimat oder in das einzige Gebiet laufen würde, in welchem es noch nicht erschienen war. Und genau das war die Absicht des deutschen Kommandanten.

Am Morgen des 13.Dezembers 1939 um 06.08 Uhr, die Force G lief gerade mit Nordostkurs parallel zur Küste, meldete die Ajax eine Rauchfahne in Nordost. Daraufhin erhielt die Exeter den Befehl zur Aufklärung und meldet wenig später " I think is it a Pocketbattleship". Mit wehenden Gefechtsflaggen lief sie dem Gegner mit 28 Knoten entgegen. Die beiden Leichten Kreuzer blieben dagegen auf Nordostkurs, um die Graf Spee von Osten anzugreifen und damit zur Feuerverteilung zu zwingen. Um 06.17 eröffnete das deutsche Schiff das Feuer auf die Exeter. Um 06.20 begann die Exeter mit ihren sechs 20,3 cm Geschützen zu feuern, vier Minuten später die beiden leichten Kreuzer mit ihren 15,3 cm Geschützen. Als Kapitän Langsdorff die Absicht des Gegners erkannte, ihn von zwei Seiten anzugreifen, ließ er sein Schiff nach Westen wenden, um nicht in die Falle zu gehen. Er musste nun aber alle drei Angreifer beschießen. Die Exeter hatte inzwischen mehrere schwere Treffer erhalten, so dass nur noch der achtere Geschützturm einsatzfähig war. Auch der Kommandostand war getroffen worden. Bevor Captain Bell, der Kommandant der Exeter, um 06.40 nach Süden abdrehen ließ, feuerte er noch eine Torpedosalve aus 7.000 m auf den Gegner, die jedoch keine Wirkung erzielte. Um 06.50 begann Sie jedoch wieder aus ihrem achteren Geschützturm zu feuern. Die Absicht der Deutschen, um 07.16 die Exeter zu verfolgen und endgültig zu vernichten, konnten die Leichten Kreuzer mit mutigen Angriffen zunichte machen, obwohl sie mit ihren kleinen Geschützen der Panzerung der Graf Spee nicht viel anhaben konnten. Dabei erhielten auch sie einige schwere Treffer, blieben jedoch kampffähig. Um 07.40 sah sich Kommodore Harwood gezwungen, die Verfolgung abzubrechen und seine Schiffe in Sicherheit zu bringen. Da der deutsche Kommandant die Verfolgung aber nicht aufnahm, drehte er wenig später wieder auf Gegenkurs, um die Graf Spee außerhalb der Reichweite ihrer Geschütze zu verfolgen.

Die Schlacht war zu Ende. Der schwere Kreuzer Exeter war nur noch ein Wrack. Mit schwerer Schlagseite erreichte er aber die Falklandinseln. Die beiden Leichten Kreuzer waren nicht ganz so schwer beschädigt, aber sie allein hatten gegen die Graf Spee keine Chance. Das deutsche Panzerschiff war zwar nur leicht beschädigt, aber durch einen Treffer in der Back war das Schiff für den Durchbruch in die Heimat nur noch eingeschränkt seefähig. Außerdem war ein großer Teil der Munition verschossen worden und die Versorgung der Besatzung aufgrund eines Treffers in der Kombüse unmöglich geworden. Bei den Deutschen waren 36 Mann gefallen und 60 Mann zum Teil schwer verwundet. Kapitän Langsdorff entschied, den neutralen Hafen Montevideo in Uruguay anzulaufen, um das Schiff wieder seetüchtig und kampfbereit zu machen. Seine Gegner verfolgten ihn bis dorthin.

Obwohl für die Reparatur des Schiffes mindestens vierzehn Tage veranschlagt wurden, teilte die uruguayische Regierung dem deutschen Kommandanten mit, daß er nach Internationalem Recht den neutralen Hafen innerhalb von 24 Stunden zu verlassen habe. Andernfalls würde sein Schiff mitsamt der Besatzung für die Dauer des Krieges interniert werden. Die deutsche Gesandtschaft erreichte noch einen Aufschub auf 72 Stunden. Auch die Briten nutzten die Zeit, um ihre Kräfte zu verstärken. Der Schwere Kreuzer Cumberland traf am Abend des 14.Dezembers vor Montevideo ein. Durch eine List gelang es den Briten, das Auslaufen weiter zu verzögern. Alle 12 Stunden verließ ein Handelsschiff den Hafen. Nach internationalem Recht muss ein Kriegsschiff einem Handelschiff einer verfeindeten Nation 24 Stunden Vorsprung geben, bevor es den Hafen verlassen kann.

In der Annahme, dass ein Durchbruch aussichtslos wäre, (den Briten gelang es, die Anwesenheit von weiteren Kriegsschiffen, u.a. der Ark Royal und der Renown vorzutäuschen) beschloss Kapitän Langsdorff, sein Schiff in internationalen Gewässern selber zu versenken, nachdem die gesamte Besatzung auf die Tacoma, einem deutschen Handelsschiff, gebracht wurde.
Am 17. Dezember um 17.52 Uhr verließ die Admiral Graf Spee den Hafen zu ihrer letzten kurzen Fahrt. Genau um 19.55 Uhr erschütterten gewaltige Explosionen das Schiff und es verschwand wenig später brennend in den Fluten der la Plata Mündung.
Ihr Kommandant Kapitän Hans Langsdorff erschoss sich am darauffolgendem Morgen in Buenos Aires, nachdem er seine Mannschaft in Sicherheit gebracht hatte. Er war ein hervorragender Seeoffizier, der das Leben aller Besatzungsangehöriger der von ihm versenkten Handelsschiffe geschont hatte. Keiner seiner ehemaligen Gefangenen hatte jemals Grund, sich über ihn zu beklagen. Freund und Feind zollten ihm allerhöchsten Respekt. Sein Entschluss zur Selbstversenkung seines Schiffes rettete hunderte Menschenleben.

 


Weiterführende Literatur:

Koop, Gerhard / Schmolke, Klaus-Peter: Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1993

Gröner, Erich: Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und ihr Verbleib 1939-1945, J.F.Lehmanns Verlag München, 1976

Hildebrand, Hans H. / Röhr, Albert / Steinmetz, Hans-Otto: Die deutschen Kriegsschiffe, 10 Bände, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg

Jordan, John: Battleships ans Battlecruisers, Salamander Books Ltd., London 1985

Mallmann-Showell, J.P.: Das Buch der deutschen Kriegsmarine 1939 - 1945, Motorbuch Verlag Stuttgart, 1982

Powell, Michael: Die Schicksalsfahrt der Graf Spee, Stuttgarter Hausbücherei, 1959

Rasenack, F.W.: Panzerschiff Admiral Graf Spee, Heyne Verlag, München 1982

Witthöft, Hans Jürgen: Lexikon zur deutschen Marinegeschichte, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1977

 

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